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Vertrauen

Ein neues Verständnis von Arbeit und die Digitalisierung verändern unser Leben – dies schafft Verunsicherung und gleichzeitig Begeisterung für neue Möglichkeiten. Die Arbeitswelt wird offener, weniger berechenbar und fordert immer wieder neue Anpassungen.

Jede Veränderung schafft erst einmal Unsicherheit. Aktuell sind die Veränderungen so massiv, dass sogar Angst entstehen kann. Niemand kann uns in dieser Zeit versichern, dass wir für immer sicher sind. Nur die eigene Haltung dem Leben gegenüber kann Sicherheit bieten.

Die Sicherheit in unsicheren Zeiten muss jeder Einzelne in sich selbst finden – sicheres und eigenverantwortliches Auftreten ist der Schlüssel, um sich nicht in der Außenwelt und den ständig wandelnden Erwartungen am Arbeitsplatz sowie auch im privaten Umfeld zu verlieren.

In was für einer Zeit leben wir eigentlich?

Tagtäglich begegnen uns Berichte über die neusten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz oder die notwendigen Schritte, um im digitalen Wandel wettbewerbsfähig zu bleiben. Bestimmte Arbeitsplätze sollen in absehbarer Zeit überflüssig werden und Studenten lernen „Dinge“, die schon veraltet sind, wenn sie das Studium beenden. Kleine Roboter, als helfende Hände im Alltag, sind für viele schon eine Selbstverständlichkeit und so weiter und so weiter.

Es ist eine Zeit voller Emotionen. Ängstliche Gedanken, aber auch Hoffnungen und Neugierde spielen eine Rolle. Das Rad dreht sich immer schneller, Anforderungen werden höher – oder zumindest anders. Das betrifft neben IT-Themen insbesondere auch die Kultur in Organisationen und Unternehmen.

Herkömmliche Hierarchiestrukturen sind zu langsam für die immer schneller werdenden Prozesse der Digitalisierung, aber neue agile Netzwerke oder fluide Matrix-Strukturen funktionieren auch (noch) nicht problemlos und schon gar nicht konfliktfrei. Es findet ein Gesellschaftswandel statt, der einen neuen Umgang mit den Menschen in den Unternehmen erfordert. Vertrauen sollte hierfür die Basis sein – und die Voraussetzung dafür ist das Selbstvertrauen eines jeden Einzelnen.

Ebenso wie in der Arbeitswelt, merken wir den Wandel auch in privaten Bereichen. Die meisten Kulturgüter werden schneller, hierfür reicht ein Blick in die Musik- oder Filmszene. Vielleicht sind wir – gerade durch diese Schnelligkeit und die tägliche Reizüberflutung – oft mit angesteckt und immer in Hektik. Der Gedanke „wie soll ich das diese Woche nur wieder alles schaffen“ ist für viele durchaus Normalität. Und auch hier spielt das Vertrauen in uns selbst eine bedeutende Rolle.

Die Bedeutung von Vertrauen in Zeiten des Wandels

Je mehr wir im Vertrauen mit uns selbst sind, umso schneller und komplexer kann es um uns herum sein. Wir fühlen uns trotzdem sicher. Sicherheit in unsicheren Zeiten finden wir nämlich nur in uns selbst.

Zugegebenermaßen ist das, was so leicht und logisch klingt, manchmal durchaus ein mühsamer Weg. Es ist der Weg zu uns selbst. Die Kompetenz der Zukunft ist nicht mehr das Wissen, sondern die Selbstführung. Und die Grundlage dafür ist ein gesunder Selbstwert.

Auch wenn wir möchten oder uns wünschen, dass die nächsten Jahre erst einmal alles so bleibt wie es ist – es wird sehr wahrscheinlich nicht so sein. Jeder Einzelne muss lernen mit seiner Unsicherheit umzugehen. Und das setzt Vertrauen voraus – Vertrauen in sich selbst. Das bedeutet sich gut zu kennen, seinen eigenen Wert zu schätzen und sein Potenzial zu leben. Das Wissen um den eigenen Wert ist die Basis für ein gesundes Selbstvertrauen. Und Selbstvertrauen ist wiederum die Voraussetzung für Eigenverantwortung und Selbstführung.

Was heißt das konkret für jeden Einzelnen?

Jeder Einzelne muss lernen mit seinen Unsicherheiten umzugehen und eine Selbststeuerungsfähigkeit zu entwickeln, da die Welt um uns herum nicht mehr beständig und kalkulierbar ist.

Persönlichkeitsentwicklung sollte in dieser Zeit als ein kontinuierlicher Prozess des inneren Wachstums verstanden werden. Dabei geht es darum, ein immer klareres Bewusstsein zu entwickeln und der ungetrübten eigenen Wahrnehmung zu vertrauen.

Selbsterkenntnis ist dabei der erste Schritt. Das heißt, sich einfach mal Zeit nehmen, um bewusst die eigene Situation, Gedanken und Gefühle zu beobachten. Diese bewusste Selbstreflexion führt zu einer gesunden Selbstwahrnehmung.

Im nächsten Schritt ist es wichtig, die volle Verantwortung für die eigenen Gedanken und Gefühle zu übernehmen. Das bedeutet, dass wir nicht mehr anderen, den Umständen oder unserer Vergangenheit die Schuld für unsere Probleme geben. Nur so kommen wir in die Kraft, die wir für ein selbstbestimmtes Leben brauchen – und die Selbstführung kann beginnen.

Das Vertrauen in uns selbst wächst, wenn wir merken, dass wir Situationen nicht ausgeliefert sind und auch unsere Emotionen kontrollieren und steuern können. Die innere Haltung, mit der wir dann auf äußeres Geschehen reagieren, ist wie ein Kompass, der hilft dem ganz individuellen Pfad zu folgen und die für sich richtigen Entscheidungen zu treffen.

Haltung wirkt von innen heraus, dafür gibt es keinen genauen Handlungsplan, sondern nur die Auseinandersetzung mit sich selbst.

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Neue und flexible Arbeitsmodelle setzen sich immer mehr durch. Gesprochen wird überall von virtuellen und agilen Teams, der Auflösung von festen Arbeitsplätzen und -orten oder auch von Jobsharing.

Auch wenn bisher nicht alle neuen Arbeitsformen überall umgesetzt werden und einige Prozesse – trotz radikaler Umbrüche – noch schleichend erscheinen, wird sich die Teamarbeit durch die Veränderungen der digitalen Zeit verändern.

Neben technischen Voraussetzungen und fachlichem Know-how, sind es wohl vor allen Dingen die Soft-Skills auf die es bei einer erfolgreichen Teamarbeit in der digitalen Zeit ankommt.

Bei der Begleitung von Teamprozessen sind mir in der letzten Zeit immer wieder drei Voraussetzungen aufgefallen, die für eine erfolgreiche Teamarbeit unverzichtbar sind. Und diese sind: Vertrauen – Verantwortung – Verbindlichkeit.

Natürlich sind Führungskräfte hierbei besonders gefordert, aber auch jedes Teammitglied wird sich in Sachen Teamarbeit zukünftig wohl noch stärker mit sich selbst auseinandersetzen müssen.

Ganz sicher können immer noch weitere Skills für erfolgreiche Teamarbeit genannt werden. Mein Eindruck ist jedoch, dass Vertrauen, Verantwortung und Verbindlichkeit – aktuell und zukünftig – eine größere Rolle spielen denn je.

 

Vertrauen

„Vertrauen führt“ – jeder kennt wahrscheinlich den Buchtitel des Führungsklassikers von Reinhard K. Sprenger, der 2002 erstmals veröffentlich wurde. Sprenger beschreibt Vertrauen als zentrales Führungsprinzip, für das es keine Alternative gibt. Gegenseitiges Vertrauen ist aus seiner Sicht ein alternativloser Erfolgsfaktor.

„Habe Vertrauen in dich und deine Mitarbeitenden“ ist aus meiner Sicht genauso auf die Teamarbeit übertragbar: „Habe Vertrauen in dich und deine Kollegen“. Und das ist für Teams, die sich nicht regelmäßig sehen und hauptsächlich digital kommunizieren, noch einmal eine größere Herausforderung. Aber nicht minder wichtig, denn es lassen sich verschiedene Studien finden, die zeigen, dass Teams effektiver und zufriedener arbeiten, wenn sich die Kollegen vertrauen. Vertrauen hat zudem eine entspannende Wirkung auf den Einzelnen und sorgt somit für mehr Gelassenheit im Job. Und andersherum: Wird den Kollegen nicht vertraut, dann sinkt auch die eigene Bereitschaft verbindlich und verantwortlich zu handeln. Ganz nach dem Motto: Wieso soll denn ich, wenn die anderen nichts tun?

Vertrauen lässt sich einem Team ja aber nun nicht verordnen. Vertrauen entsteht – und auf der persönlichen Ebene meist viel schneller, als wenn ich mit meinen Teamkollegen nur virtuellen Kontakt habe. Auf den persönlichen Kontakt sollte daher nicht gänzlich verzichtet werden – so auch der ausdrückliche Wunsch, wenn man mit Beschäftigten unterschiedlicher Unternehmen über kollegiale Zusammenarbeit spricht. Aber schon jetzt gibt es viel weniger persönliche Treffen – schon allein aus Zeitgründen und zur Reduzierung der Reisekosten finden immer weniger Meetings persönlich statt.

Aber egal ob persönlich oder virtuell: Vertrauen ist eine wichtige Grundvoraussetzung für gelingende Teamarbeit. Es braucht die Vertrauensebene – auch ohne viel persönlichen Kontakt, denn sonst besteht die Gefahr, dass die Teamarbeit weniger produktiv und erfolgreich ist.

Müssen wir also zukünftig einfach stärker blind vertrauen? Ich denke nicht. Was es aber sicher braucht: Ein starkes Vertrauen in uns selbst. Es geht darum, dass man tut, was einem entspricht und man seinem Wirken und seinen Fähigkeiten vertraut.

Ohne ausreichend Selbstvertrauen wird es immer schwieriger werden, da man dann den Erwartungen und Forderungen anderer ausgeliefert ist. Oder auch einfach nur dem, was man glaubt, was andere von einem erwarten. Zudem führt fehlendes Selbstvertrauen zu Misstrauen und kann das Team direkt ins Drama führen. Bedenkt man, wie viel Missverständnisse es allein in der Kommunikation per E-Mail geben kann – gerade auch, weil die Interpretation der körpersprachlichen Ebene fehlt. Vermute ich bei Unklarheiten immer gleich eine böse Absicht oder einen Angriff, wird die Zusammenarbeit ganz schnell schräg. Und das ist keine Basis für eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung.

Die erste Voraussetzung, dass ich den Kollegen vertrauen kann, ist das Vertrauen in meine Fähigkeiten und in meine Urteilskraft –  in mich selbst!

 

Verantwortung

Mit der Verantwortung ist es so eine Sache – der damit verbundene Wunsch nach Freiheit ist meist groß, aber gleichzeitig ist da auch die Angst, die Angst Entscheidungen zu treffen und für diese geradezustehen.

Verantwortung übernehmen bedeutet eben nicht nur frei in Entscheidungen zu sein, sondern auch mutig zu sein, Fehler zu machen und zu diesen zu stehen. Im Zweifel muss einfach eine neue Entscheidung getroffen werden. Damit verbunden ist eine gewisse Ungewissheit und es ist klar, dass man nicht immer über alles die Kontrolle haben kann. Und dies gilt nicht nur mit Blick auf mögliche Fehlentscheidungen, sondern auch im Hinblick auf die Reaktionen anderer.

Für die Teamarbeit wird das Thema Verantwortung immer wichtiger, denn die Teamleistung ist nur dann abrufbar, wenn alle leistungsfähig bleiben und ihre Aufgaben verantwortungsvoll erledigen. Und das geht wiederum nur, wenn man die Bereitschaft hat, für das eigene Handeln und die eigenen Entscheidungen Verantwortung zu übernehmen.

Ich denke, um diese Eigenverantwortung kommt über kurz oder lang keiner mehr herum. Denn in einer Welt, in der die Grenzen von Arbeit und Freizeit verschwimmen, vieles schneller und einfacher zugleich gehen soll, muss jeder für sich selbst Verantwortung übernehmen. Ansonsten geraten wir in eine Opfer-Position, in der das Gefühl der Überforderung entsteht und wir eventuell sogar andere (den Chef oder Kollegen) dafür verantwortlich machen.

Wirkliche Weiterentwicklung ist ja eh nur möglich, wenn jeder ganz bewusst die Verantwortung für sein Handeln und auch für sein Nicht-Handeln übernimmt.  Entscheidungen im Einklang mit seinen Fähigkeiten und seiner Persönlichkeit zu treffen, ist der Weg zur vollen Potenzialentfaltung.

Verantwortung für die gemeinsame Sache und die Teamziele zu übernehmen, heißt somit zunächst die komplette Verantwortung für sich selbst zu übernehmen – für sich selbst zu sorgen und auf sich zu achten.

 

Verbindlichkeit

Verbindlich sein bedeutet zuverlässig zu sein, sich an Absprachen und Vereinbarungen halten. Die dadurch entstehende Glaubwürdigkeit führt wiederum zu Vertrauen.

In vielen Unternehmen wird zurzeit nicht nur über ein mangelndes Verantwortungsbewusstsein, sondern auch über einen Mangel an Verbindlichkeit geklagt. Dies fängt damit an, dass bestimmte Termine einfach nicht abgesagt werden oder zugesagte Dokumente nicht geschickt werden. Die Folge ist Unzufriedenheit und oft auch wiederum mangelnde Verbindlichkeit als Antwort – sozusagen als Trotzreaktion. Oder es fallen vermehrt Sätze, wie: Das hätte ich gerne schriftlich. Doch dies unter Kollegen, die ein gemeinsames Ziel erfolgreich erreichen wollen? Das kann doch nicht funktionieren!

Unverbindlichkeit fällt immer dann besonders leicht, wenn man dabei niemanden in die Augen schauen muss und etwas vertuschen kann. Viele kennen dies vielleicht aus eigener Erfahrung, wenn sie Kontakt mit bestimmten Call-Centern haben. Durch wenig direkten Kontakt in der Zusammenarbeit kann mehr Unverbindlichkeit entstehen. Eine Gefahr der digitalen Zeit?! Hoffentlich nicht – denn, Unternehmen werden von Kunden an dem Grad ihrer Verbindlichkeit gemessen, daran ob sie ihre Versprechungen und Leistungen einhalten. Zumindest sollte dies so sein.

Jemand der sein Versprechen nicht hält, wirkt nicht vertrauenswürdig. Gehen nun auch Teamkollegen unverbindlich miteinander um, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die Unternehmenskultur und auch auf die Kundenbeziehungen. Meist ist das Geben und Nehmen nicht im Gleichgewicht – jeder will mehr Nehmen als Geben. Eine solche Kultur zieht Mitarbeiter und auch Kunden an, die gerne mehr von anderen profitieren als beitragen.

Verbindlich sein heißt also: Verantwortung für Zusagen übernehmen, indem man vorab entscheidet, was man leisten kann –  dies geht wiederum nur im Vertrauen mit sich selbst.

In Eigenverantwortung gelebte Verbindlichkeit lässt Vertrauen entstehen und verbindet das Team, auch wenn persönliche Treffen selten sind.

 

Wie sind Ihre Erfahrungen mit der sich verändernden Teamarbeit? Können Vertrauen, Verantwortung und Verbindlichkeit zu mehr Erfolg im Team beitragen? Welche weiteren Komponenten und Voraussetzungen braucht es bei Ihnen noch?