Wenn sich ein Konflikt zum Drama entwickelt und den gesamten Arbeitsalltag beherrscht, ist das eine enorm große Belastung. Der Frust ist meist groß und die Sachebene ungewollt in Vergessenheit geraten. Wenn die Emotionen schon so stark geworden sind, dass sie sich nicht mehr einfach lenken lassen, können die Beteiligten auf die in Trainings gelernten Tools zur Konfliktlösung oft nicht mehr zurückgreifen. In diesen Momenten sind die guten Kommunikationsregeln zwar bekannt, aber sie lassen sich irgendwie nicht anwenden.
Jetzt könnte man einfach pauschal sagen, dass die Umsetzbarkeit von Soft-Skills-Training sowieso nicht hoch ist – oder, dass es vielleicht eher Online statt Offline Workshops braucht, da die Menschen die Inhalte direkt an ihrem Arbeitsplatz einfach besser aufnehmen. Im Kern geht es aber – unabhängig vom Format – viel mehr darum, dass die Eigenverantwortung im Drama erkannt werden muss. Dies ist oft die größte Herausforderung, denn im Drama angekommen entsteht der Eindruck, seinen Gefühlen, der Situation und zum Teil auch den eigenen Handlungen einfach ausgeliefert zu sein. Dies fühlt sich ungerecht an und die Suche nach Schuldigen liegt nahe. Dramen können, im Unterschied zu leicht lösbaren Konflikten, extreme Gefühlslagen hervorrufen, die sich oft unmerklich der eigenen Steuerung entziehen. Häufig gibt es dann nur noch eine negative Abwärtsspirale, das heißt: Alles wird noch schlimmer und belastender.
Warum werden aus Konflikten am Arbeitsplatz so häufig Dramen?
Die ganz einfache Antwort ist: Konstruktive Konfliktaustragungen und gutes Streiten sind keine Selbstverständlichkeit in Organisationen und Gruppen – beides setzt eine hohe Selbstkompetenz und einen stabilen Selbstwert voraus. Ob erlebte Beeinträchtigungen zur (persönlichen) Weiterentwicklung beitragen oder zu Frust und ins Drama führen, liegt an der Haltung und dem individuellen Verhalten der Beteiligten. Destruktive Formen der Konfliktaustragung, die mal schneller und mal langsamer ins Drama führen, sind leider nicht selten zu beobachten.
Was ist zu tun, um Drama am Arbeitsplatz zu vermeiden?
Die Gretchenfrage ist natürlich, ob die Mitarbeitenden die Bereitschaft haben, sich ganz bewusst ihre eigene Haltung anzuschauen und eigenverantwortlich agieren wollen. Das ist nicht selbstverständlich, denn es kann zunächst durchaus unangenehm sein. Für die ersten Schritte in die Eigenverantwortung und aus dem Drama, gibt es jedoch einen Tipp:
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold: Die Bedeutung der Nicht-Kommunikation
Entgegen der stimmigen Regel, dass gute, personale Kommunikation bei Konflikten nicht nur oft unverzichtbar ist, sondern auch Situationen schnell entschärfen kann, gilt im Drama-Management erst einmal die Regel der Nicht-Kommunikation.
Warum Nicht-Kommunikation im Drama-Management?
Ich meine mit der Nicht-Kommunikation nicht in erster Linie die Wahrnehmung der körpersprachlichen Kommunikation unserer Mitmenschen, sondern das Schweigen in Kombination mit der inneren Selbstwahrnehmung.
Der Mensch verfügt über die Fähigkeit, seinen Blick auf sein innerliches Erleben zu richten. Es ist ein menschliches Vermögen, dass sich durch gezielte Übung entwickeln bzw. verfeinern kann. Gelingt die Wahrnehmung des inneren Bewusstseins, ist das Wissen, wie man sich in welcher Situation am besten verhalten sollte auf einmal ganz klar. Man weiß zum Beispiel genau, was zu sagen ist – oder auch, wann jedes Wort zu viel ist, weil es das Gegenüber gar nicht erreichen würde. In der Folge kann man sich viele ressourcenfressende Diskussionsschleifen sparen und Drama vermeiden. Dies heißt nicht, dass man sich einfach mit Situationen abfinden muss. Die Reaktion durch eine entsprechende Haltung kann manchmal viel wirkungsvoller sein – gerade, weil die Ablenkung durch Drama verhindert wird.
Ich nehme an, dass diese Form der eigenverantwortlichen Konfliktklärung von immer größerer Bedeutung wird. Gehen wir zum Beispiel davon aus, dass Remote Work nicht nur ein Trend ist, der in absehbarer Zeit wieder vorbeizieht, dann werden immer mehr Menschen auch verstärkt eigenverantwortlich agieren müssen. Die Kommunikation verändert sich, da man viel mehr auf sich allein gestellt ist und unweigerlich merken wird, wenn alte Muster einen ins Drama führen. Also besser gleich:
Alte Muster erkennen und überwinden!
Alte Muster können uns blockieren und ins Drama manövrieren. Es sind die sich immer wiederholenden Handlungen, die in verschiedenen Ausprägungen beobachtbar sind. Haben sich Muster erst einmal „eingelebt“, dann lassen sich meist nur schwer verändern, und leider auch dann, wenn sie dysfunktional sind.
Auch in Teams können solche individuellen Muster zu destruktiven Auseinandersetzungen und Blockaden führen. Als Ursache für das Drama benannt werden dann z.B. unvereinbare Persönlichkeiten und Einstellungen, zu wenig Kommunikation, erlebte Ungerechtigkeiten, Abhängigkeiten oder Kämpfe um Macht und Zuständigkeiten.
Immer mit von der Partie sind die Gefühle der Menschen, die durch bestimmte Gedanken zu der Situation von ihnen selbst erzeugt werden. Aufgrund unserer Vorerfahrungen analysieren wir Situationen oft blitzschnell – und diesen Interpretationen können wiederum viele Fehlerquellen zugrunde liegen. Und genau hier gilt es den Blick nach innen zu richten, bevor man handelt oder diskutiert. Vergleichen Sie hierzu auch: https://zielklar.com/ein-perspektivwechsel-ist-noch-nicht-moeglich-der-schluessel-fuer-eine-nachhaltige-konfliktklaerung-liegt-oft-in-uns-selbst/
Versteht man sich selbst, entsteht in der Folge das für die Teamarbeit so wichtige zwischenmenschliche Vertrauen und der gegenseitige Respekt.
Die Kunst der Gelassenheit im alltäglichen Wahnsinn…
…nicht leicht, aber dramafrei ist möglich! Are you ready?